Bindungsangst kann in einer Beziehung eine große Herausforderung darstellen, insbesondere wenn der Partner damit zu kämpfen hat. Es kann schwer sein, zu verstehen, warum jemand, den man liebt, Schwierigkeiten hat, eine tiefere emotionale Bindung einzugehen.
Aber anstatt die Beziehung aufzugeben, gibt es Möglichkeiten, wie du deinem Partner helfen kannst, seine Angst zu überwinden. In diesem Artikel erfährst du zwei nützliche Tipps, wie du mit der Bindungsangst deines Partners umgehen und eure Beziehung stärken kannst.
Welche Symptome deuten auf Bindungsangst hin?
Bindungsangst ist ein weit verbreitetes Phänomen, das sowohl Männer als auch Frauen betreffen kann. Sie kann auf verschiedene Arten zum Ausdruck kommen, darunter die Unfähigkeit, emotionale oder körperliche Intimität zuzulassen, die Angst vor langfristigen Verpflichtungen oder Schwierigkeiten, in langanhaltenden Beziehungen zu bleiben.
Bindungsangst kann sich auch in verdeckter Form zeigen. Menschen mit Bindungsangst tendieren oft dazu, sich von potenziell engagierten Beziehungen fernzuhalten. Sie sabotieren sich selbst, indem sie ihre Partner unbewusst auf die Probe stellen. Sie zeigen nicht ihre wahre Persönlichkeit mit all ihren Gedanken, Gefühlen und Schwächen, aus der Angst, gesehen, verlassen und verletzt zu werden.
Es ist wichtig zu verstehen, dass Bindungsangst nicht zwangsläufig bedeutet, dass dein Partner keine Beziehung eingehen möchte oder dass Liebe fehlt. Es bedeutet vielmehr, dass dein Partner Schwierigkeiten hat, sich emotional auf eine solche Beziehung einzulassen.
Auch wenn die Bindungsangst bei deinem Partner offensichtlich ist, solltest du auch in Betracht ziehen, ob in dir selbst möglicherweise eine versteckte Bindungsangst vorhanden ist.
HINWEIS: In meiner eigenen Vergangenheit habe ich oft meine Partner beschuldigt, indem ich sagte: „Du hast nur Angst vor Nähe und Bindung.“ Erst durch die Umsetzung der in diesem Artikel vorgestellten Tipps erkannte ich, dass auch ich eine versteckte Bindungsangst hatte. Ich neigte dazu, Partner auszuwählen, die weit entfernt wohnten, und mich hinter einer Social-Media-Fassade zu verstecken.
Bevor ich zu den Tipps komme, möchte ich zunächst die Frage klären, warum dein Partner unter Bindungsangst leidet.
Warum haben Menschen Bindungsangst?
Menschen können aus verschiedenen Gründen unter Bindungsangst leiden. Einige Menschen haben Angst vor dem Verlust ihrer Freiheit und Unabhängigkeit, die in einer Beziehung eingeschränkt sein könnten. Andere haben Schwierigkeiten, Vertrauen aufzubauen und sich emotional zu öffnen, was die Entwicklung enger Beziehungen behindert. Weitere Gründe können Unsicherheit, Selbstzweifel, eine allgemeine Angst vor Nähe oder persönliche Lebensumstände sein.
Oftmals sind negative Erfahrungen in früheren Beziehungen ein Auslöser für Bindungsangst. Diese Erfahrungen können dazu führen, dass sich jemand emotional abschottet und vermeidet, sich erneut auf jemanden einzulassen. Es ist auch wichtig zu beachten, dass die erste Beziehung, die mit den Eltern besteht, das Fundament für unsere heutigen Beziehungen legen kann.
Beispiel von einem Hypnose Klient
Ich habe ein Beispiel aus der Hypnose mitgebracht. Es verdeutlicht gut, warum Ihr Klient starke Bindungsängste hatte.
Die Frauen mochten noch so perfekt sein, aber nach etwa zwei Jahren verspürte mein Klient den tiefen Drang, weiterzureisen. Er erklärte, dass die Angst vor zu starken Bindungen, wie Kinder und Heirat, ihm zu nahe kamen.
Während der Hypnose konfrontierte er sich mit dieser Angst, und dabei tauchte eine Erinnerung aus seinem Unterbewusstsein auf, an die er vorher nicht gedacht hatte. Mein Klient war damals 6 Jahre alt und saß mit seinen Eltern und Geschwistern im Wohnzimmer, als sein Vater den Kindern mitteilte, dass er Frau und Haus verlassen würde.
Er konnte sehen, wie gekränkt und verletzt seine Mutter war, und seine Mutter hegt bis heute starke Wut gegenüber seinem Vater.
Sein jüngeres Ich war damals so überfordert mit der Situation, dass ihm nur eine Erklärung einfiel: „Mein Vater hat sich auf eine Bindung eingelassen. Er hat geheiratet und Kinder bekommen. Das führte dazu, dass er ausbrechen und meine Mutter und uns Kinder enttäuschen musste.“
Das Schicksal seines Vaters hatte ihn so sehr abgeschreckt, dass er heute Angst davor hatte, denselben Fehler zu wiederholen. „Ich will nicht wie mein Vater werden“, sagte er. „Ich breche lieber die Beziehung frühzeitig ab, bevor zu viele Erwartungen an mich gestellt werden.“
Er fuhr fort zu erklären: „Wie kann ich wissen, ob ich lebenslang treu sein kann? Ich habe keine Kontrolle über meine Gefühle in der Zukunft.“
Vielleicht hat dein Partner ähnliche oder andere Erfahrungen mit seinen Eltern gemacht. So oder so, Angst spielt eine Rolle. Deshalb möchte ich nun auf Lösungsansätze eingehen, wie ihr die Bindungsangst gemeinsam bewältigen könnt.
Erster Tipp, wie du mit der Bindungsangst deines Partners umgehen kannst:
Hier ist ein äußerst praktischer Tipp, der bei meinem Klienten die erste akute Angst gelöst hat.
HINWEIS: Dieser Tipp hat auch meinem Partner mit Bindungsangst geholfen.
Besprecht gemeinsam mit dem Partner, was für dich eine gesunde und ungesunde Bindung bedeutet. Denn es gibt Unterschiede zwischen gesunder und ungesunder Bindung, und oft kommt es zu Missverständnissen, wenn wir das Wort „Bindung“ verwenden.
Ungesunde Bindung
Sobald wir eine Beziehung mit jemandem eingehen, entsteht zwangsläufig eine gewisse Bindung, die wir nicht vermeiden können.
Allerdings hat die Gesellschaft uns die Vorstellung von Bindung auf folgende Weise vermittelt: Wir bleiben zusammen bis ans Lebensende, bis der Tod uns scheidet. Das mag zwar romantisch klingen, entspricht jedoch nicht unbedingt den Bedürfnissen unserer Seele.
Unsere Seele strebt nach Freiheit und der Möglichkeit, dass alles in der Zukunft möglich ist. Aber wie kann die Zukunft voller Möglichkeiten sein, wenn du das Versprechen abgibst: „Ich bleibe bis ans Lebensende bei dir“?
Dieses Versprechen setzt Einschränkungen und kann tatsächlich niemandem guttun, auch wenn es romantisch klingen mag. Tatsächlich gehört diese Art der Bindung daher eher zur ungesunden Form.
Gesunde Bindung
Eine gesunde Bindung besteht darin, sich täglich die Frage zu stellen: „Möchte ich heute noch in diese Beziehung investieren?“. Und wenn die Antwort „Ja“ lautet, dann am nächsten Tag erneut zu fragen: „Möchte ich heute investieren?“.
Damit gibst du deinem Partner das Versprechen, dass du dich jeden Tag bemühst, damit eure Beziehung gut bleibt. Das bedeutet jedoch auch, dass es irgendwann den Punkt erreichen kann, an dem ihr sagt: „Ich gebe heute mein Bestes, und das Beste ist, wenn wir getrennte Wege gehen.“
Dieses Bindungsversprechen gewährt der Seele Freiheit und gleichzeitig verleiht es dir die Gewissheit, dass dein Partner sich jeden Tag bemüht, sein Bestes zu geben und in sich selbst sowie in die Beziehung zu investieren.
Ich bezeichne diese Form der Bindung als gesund, da sie niemanden einschränkt.
Wenn dein Partner unter Bindungsängsten leidet, liegt dies wahrscheinlich daran, dass er immer noch den alten Bindungsstil im Kopf hat, nach dem Motto: „Wir müssen bis ans Lebensende glücklich sein, und ich muss dich bis ans Lebensende zufriedenstellen.“
Das ist eine enorme Verantwortung, die niemand übernehmen kann, und deshalb bereitet sie auch so viel Angst. Wenn du jedoch dieses neue Bindungsversprechen gibst, nämlich „Jeden Tag entscheide ich neu“, wird Freiheit gewährt, und gleichzeitig besteht die Sicherheit.
Ein Gewinn für beide Seiten!
Indem du deinem Partner das Modell einer gesunden Bindung vorstellst, kann dies zunächst beruhigend auf deinen Partner wirken.
Zweiter Tipp, wie du mit der Bindungsangst deines Partners umgehen kannst:
Wie am Beispiel meines Hypnose-Klienten deutlich wurde, liegt die Ursache für Bindungsangst oft nicht in eurer Partnerschaft, sondern in den Prägungen und Erfahrungen aus seiner Vergangenheit. Dein Partner muss selbst bereit sein, sich seiner Angst zu stellen. Du kannst ihn nicht dazu zwingen, und ich rate dir auch nicht, ihm zu sagen: „Hey, ich habe ein Video gesehen, du musst deine Themen aufarbeiten.“
Stattdessen kannst du das Fundament schaffen, auf dem dein Partner motiviert ist, seine Ängste zu überwinden. Indem du dieses Fundament aufbaust, erhöhst du die Wahrscheinlichkeit, dass ihr gemeinsam Lösungen findet, um bis zu 50 Prozent. Das bedeutet, du kannst einen erheblichen Einfluss darauf haben, ob dein Partner seine Ängste überwindet und heilt.
Um dieses Fundament zu legen, ist es entscheidend, dass du deinen Fokus komplett von deinem Partner abwendest und dich auf dich selbst konzentrierst.
Warum? Weil es einen Grund dafür gibt, warum du einen Partner mit Bindungsangst in dein Leben gezogen hast und warum dein Partner nicht gewillt ist, seine Angst anzugehen. Hierbei ziehe ich gerne das Bild eines Gartens heran.
Erhöhe deine Anziehungskraft
Jeder Mensch hat seinen eigenen Garten, in dem genau die Blumen und Pflanzen wachsen, die er sich wünscht. Damit dein eigener Garten blüht und gedeiht, ist es wichtig, deine Energie auf deinen eigenen Garten zu lenken.
Was passiert jedoch, wenn du versuchst, die Bindungsangst deines Partners zu lösen?
In diesem Moment verlässt du deinen eigenen Garten und betrittst den Garten deines Partners. Noch schlimmer ist, dass du ihm sagst, welche Pflanzen er anpflanzen sollte. Während du in seinem Garten verweilst, verkümmert dein eigener.
Mit anderen Worten: Menschen, die Partner mit Bindungsängsten anziehen, haben oft selbst ein Thema, nämlich die Angst vor Verlust. Sie fürchten, ihren Partner zu verlieren, und beginnen, sich emotional zu verbiegen, zu klammern und sich anzupassen, nur um dem Partner zu gefallen.
Dabei verlieren sie oft sich selbst und vernachlässigen ihren eigenen Garten.
Kommt dir das bekannt vor? Denkst du ständig darüber nach, was dein Partner braucht oder von dir erwartet? Nun hast du die Möglichkeit, die Perspektive zu ändern.
Denn es gilt: Je mehr du dich auf dich selbst und die Bedürfnisse deines eigenen Gartens konzentrierst, desto attraktiver wirst du für deinen Partner.
Durch Selbstliebe ziehst du Liebe an, und das folgt dem Gesetz der Spiegelung, wie ich in meinen vorherigen Artikeln beschrieben habe.
Anstatt deine Energie in die Beziehung zu stecken und damit das Signal zu senden: „Ich klammere jetzt, ich halte dich fest, ich fordere Bindung, Liebe und ein Versprechen von dir ein“, lässt du los.
Dein Partner wird unbewusst spüren, wenn du keinen Druck mehr auf ihn ausübst, und er wird merken, dass du seinen Garten endlich in Ruhe lässt.
Wenn du deine Verlustangst überwindest und deinen Partner emotional loslässt, wird er die Freiheit in der Beziehung spüren und sich nicht mehr eingeengt fühlen. Trennung oder eine offene Beziehung sind dann nicht mehr notwendig.
Mit einer Wahrscheinlichkeit von bis zu 50 Prozent wird dein Partner mutiger werden, seine Bindungsangst zu bewältigen und auf dich zuzugehen.
Das Loslassen deines Partners hat auch den Vorteil, dass er sehen kann, wie gut es dir damit geht, deine Verlustangst losgelassen zu haben. Das wird seine Motivation steigern, seine eigenen Ängste anzugehen.
Übrigens bedeutet Loslassen nicht, dass du aufhörst, deinen Partner zu lieben. Im Gegenteil, durch das Loslassen kannst du deinen Partner frei von Angst lieben.
Aber wie gesagt, der Schlüssel ist, bei dir selbst zu bleiben. Du kannst nur in deinem eigenen Garten arbeiten, ihn neu bepflanzen und pflegen – nicht in seinem.
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Vielen Dank, dass du diesen Artikel gelesen hast. Wenn du Fragen hast oder weitere Unterstützung benötigst, stehe ich dir gerne zur Verfügung. Lass uns gemeinsam daran arbeiten, deine Beziehung zu dir selbst und zu anderen zu stärken und zu vertiefen.
Deine Jutta
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