Aus den Gesprächen mit meinen Klient*innen höre ich immer wieder heraus, dass sie sich als erstes nur eins wünschen. Sie wünschen sich entweder den/die Partner*in zurück oder eine neue Partnerschaft. Es geht sofort darum, wo sie irgendwann einmal wieder hinmöchten.
Das ist natürlich ganz normal und grundsätzlich auch richtig. Was dabei aber häufig vergessen wird, ist dieser wichtige Schritt dazwischen. Der Schritt, sich erst einmal mit folgenden Fragen zu beschäftigen: Warum ist mir das eigentlich passiert? Warum habe ich den Partner / die Partnerin angezogen? Warum musste ich diese Beziehung so durchleben? Was sind die Muster in meinen Liebesbeziehungen? Warum kam es zur Trennung?
Denn da steckt ja ein Grund dahinter. Wir glauben häufig, wir sind dem Leben ausgeliefert und können nichts dafür. Doch natürlich sind wir in Interaktion mit Menschen, alles ist eine Dynamik, ein System. In diesem System, in jedem Verhalten von uns beeinflussen wir natürlich unsere Gegenüber.
Wenn ich meine Klient*innen darauf aufmerksam mache, höre ich häufig „Bin ich etwa Schuld daran, dass ich verlassen wurde?“ Es geht hier aber natürlich gar nicht um Schuld. Es geht darum, zu erkennen, dass wir Einfluss haben auf das, was mit uns passiert. Wir lesen es häufig auf Postkarten oder in Posts: „Du bist der Schöpfer deines Lebens“. Und genau darum geht es! Hinterfrage dich doch erst einmal: Warum ist dir das passiert? Denn da stecken bestimmte Muster dahinter.
Doch wo in uns sind diese Muster zu finden?
Ich möchte hierfür ein Modell von Sigmund Freund vorstellen, das sogenannte Eisbergmodell.
Das Stück des Eisbergs, was über der Wasseroberfläche ist, soll verdeutlichen, was dir bewusst ist. Der große Teil unter der Wasseroberfläche ist das Unterbewusste. Und der gesamte Eisberg ist das, was letztendlich unser ganzes Handeln und unsere Entscheidungen beeinflusst.
In unserem Unterbewusstsein sind Erinnerungen und Erfahrungen aus unserer Vergangenheit gespeichert. Diese fangen bereits in frühester Kindheit an und wachsen kontinuierlich mit unserem Leben mit. Nach Sigmund Freud sind daraus 5 – 10 % das, was wir bewusst wahrnehmen und entsprechend 90 – 95 % das, was wir nur unterbewusst wahrnehmen. Das heißt, dass wir sehr häufig glauben, was uns alles bewusst ist, tatsächlich ist es aber viel weniger und somit bleiben uns viele Gründe auf den ersten Blick verborgen.
Deshalb ist es wichtig, uns die Erfahrungen aus der Vergangenheit mehr und mehr bewusst zu machen, um sie dann verändern zu können. Viele haben hierbei Angst, die negativen Erfahrungen und Gefühle aus der Vergangenheit dann noch einmal durchleben zu müssen. Aber das passiert nicht. Wichtig ist, dass die Emotionen, die damals damit entstanden sind, abgebaut werden.
An dieser Stelle möchte ich noch einmal auf den Unterschied zwischen Gefühlen und Emotionen hinweisen. Gefühle sind das, was wir in diesem Moment erleben. Wenn wir zum Beispiel Hunger haben und wissen, dass es gleich etwas Gutes zu essen gibt, freuen wir uns darauf und fühlen uns nach dem Essen anschließend gut und zufrieden. Wir durchleben dieses Gefühl einmal. Wenn wir aber zum Beispiel betrogen werden, macht uns das wütend. Wenn wir diese Wut dann in uns haben, sie aber nicht herauslassen, dann stauen sich diese Gefühle und werden zu Emotionen. Diese Emotionen speichern sich im Körper und äußern sich oft erst später – manchmal auch erst viele Jahre später. Das kann sich dann beispielsweise in Krankheiten, cholerischem Verhalten oder in dem Muster äußern, dass wir bestimmte Partner anziehen und wie wir Beziehungen leben.
Alles basiert also auf versteckten Erfahrungen und Emotionen, die noch in uns – uns aber noch nicht bewusst – sind. Deshalb ist es so wichtig, dass wir erkennen, welche Muster da sind und welche Emotionen und Erfahrungen diese verursacht haben. Ansonsten werden wir immer wieder denselben Themen wie Eifersucht, Verlustangst, Abhängigkeit oder was auch immer begegnen, wenn es in die neue Partnerschaft geht und wir diese vorher nicht gelöst haben.
Vielleicht konnte ich dich dazu anregen, die Zeit allein also für dich zu nutzen. Lerne dich selbst noch ein bisschen besser kennen und gehe mit Leichtigkeit in die neue Partnerschaft.