REUE & SCHAM ÜBERWINDEN – NUR WIE?

In dieser Woche bekam ich eine Email von einem Klienten.

Er lebt in Trennung. Doch in einem Moment der Sehnsucht schrieb er seiner Ex-Freundin: „Ich liebe dich noch immer“. Sie wies ihn schmerzhaft zurück. Für sie war es aus. Zu viele Vorfälle, zu viele Ereignisse, die ihr Vertrauen und ihre Liebe zu ihm hat vergehen lassen.

Jetzt schämt er sich für seine weiche und verletzte Seite. Er bereut es, weil er nun endgültig und schmerzhaft erfahren durfte, dass er sie nicht zurückbekommen wird. Er sah die Konsequenzen für sein Verhalten innerhalb ihrer Beziehung und hasste sich dafür.

Doch sind das wirklich Gründe, sich zu schämen und die Vergangenheit zu bereuen? Ich kann aus meiner eigenen Erfahrung und aus den Erfahrungen meiner Klienten sagen: Nein, ganz im Gegenteil.

Beginnen wir mit dem Gefühl der Reue.

Schätze deine Vergangenheit und all die Lektionen, die du lernen durftest

Es wäre zu einfach, nur unsere vermeintlichen ‚Fehler‘ zu sehen. Ja, wir sehen unsere Fehler deutlich. Wir sehen, dass wir es doch besser hätten wissen sollen.

Doch wir vergessen dabei eins:

Wir sehen unser Verhalten und unsere ‚Fehler‘ nur, EBEN, WEIL wir sie in der Vergangenheit erleben durften und EBEN, WEIL wir daraus lernen durften. Oft ist es diese eine Erfahrung, die wir bereuen, durch die wir unsere klare Vision von der Zukunft kreieren konnten.

Lasst uns stattdessen den Rat von New York Times Bestsellerin Melody Beattie annehmen:

„Schätze all die Lektionen, die du lernen durftest. Jede Lektion hat dich zur Nächsten geführt. Jede Person und jede Erfahrung in deinem Leben hat einen unfassbaren Wert und macht dich zu der Person, die du heute bist. Jede Facette deines Lebens, jeder Mensch, mit dem du Erfahrungen machen durftest, hat dich anderen Menschen, dich selbst und dem Leben näher gebracht. Manchmal sind es die unangenehmsten Erfahrungen, die am wichtigsten sind, da sie dich ins Mitgefühl und Verständnis für Andere gebracht haben. Oft sind es die schmerzhaftesten Erfahrungen, die dich ließen öffnen für schmerzhafte Heilungen, Hilfe und Hoffnung.

Deine Vergangenheit lehrt dich zu lieben – dich selbst, Andere und das Leben.“

Und was ist mit der Scham?

„Sie weiß jetzt, dass ich sie noch liebe, dass ich noch leide, dass ich schwach bin.“

Mein Klient schämte sich für seine Worte und seine Verletzlichkeit.

Schauen wir uns das Schamgefühl genauer an. Die Interpretation hinter dem Gefühl der Scham lautet „Ich bin falsch“. Sie richtet sich nicht nach Außen sondern beschäftigt sich mit dem Innern. Nicht dieses oder jenes im Außen ist falsch, sondern wenn dann nur ICH. Ob ich falsch oder richtig bin, liegt an unserer Erziehung und kulturellen Prägung. Das heißt, wenn ich gelernt habe, nicht über Gefühle und Verletzungen zu sprechen, wird übereilt eine Wertung abgefeuert „Ich äußere meine Gefühle also bin ich nicht richtig!“.

Doch lasst uns ehrlich sein: Wir alle sind verletzlich. Ein Mensch der liebt, der offen sagt, dass er leidet, kann nicht falsch sein. Im Gegenteil: Wie großartig ist ein Mensch, der ausspricht, was er fühlt. Er ist ein Pionier in unserer oft gefühlskalten. Wir sind Menschen, wir wollen alle geliebt werden. Warum geben wir es nicht offen zu? Warum geben wir nicht alle zu, was wir wollen: Liebe, Zuneigung, einen Menschen mit dem wir alles teilen dürfen und der uns versteht?

Menschen, die sagen, was sie fühlen, zeigen Stärke! Sie trauen sich rauszugehen und sich zu offen zeigen. Sie sind so stark, dass sie das Risiko eingehen, zurückgewiesen zu werden. Zusammengefasst:

Verletzlichkeit ist attraktiv und mutig!

Wie du Mitgefühl zu dir und Anderen entwickelst

(Ich wechsle an dieser Stelle ins ‚Du‘)

Wie kannst du dir selbst verzeihen? Hierfür bedarf es Persönlichkeitsentwicklung. Sprich ein Blick nach Innen. Reflexion: Wer in mir, schrie nach Liebe? Wer in mir brauchte die Erfahrung? Wer in mir, konnte nicht anders als sich so zu verhalten?

Ein Teil in dir konnte nicht anders und musste so handeln. Ich spreche von dem Anteil in dir, der traumatische Erfahrungen in der Kindheit und Jugend erlebt hat. Ich spreche von Mustern, die du dir hast abgeschaut von deinen Eltern, weil du es nicht anders wissen konntest.

In diesem Kontext wird häufig von den ‚inneren Kindern‘ gesprochen. Diese inneren Kinder haben offene Wunden, unterdrückte Gefühle und blockierende Denkweisen. Diese inneren Kinder sind noch heute ein Teil von dir. Sie wollen gesehen und gefühlt werden. Wenn du sie ignorierst, wirst du ihre Erfahrungen wie alte Kassetten immer wieder abspielen. Warum? Weil sie alte Gewohnheiten aufleben lassen. Mögen sie noch so schmerzhaft und blockierend sein, sie schaffen in uns ein wohliges und vertrautes Gefühl.

Dies ist oft ein sehr unbewusster und selbstverletzender Vorgang.

Wenn du dich selbst lernst zu verstehen, kannst du im zweiten Schritt deine Muster lösen. Du begegnest dir und andere Menschen automatisch mit mehr Mitgefühl.

Das ist der Schlüssel für innere Freiheit und Glück.

Nochmal: Wenn du zurück schaust auf deine Vergangenheit, schau sanft und behutsam auf all die Ereignisse, die du durchgemacht hast. Schau aus einer höheren Perspektive auf dich selbst. Erkenne, dass du nicht anders handeln konntest. Frage dich:

Wer in mir, schrie nach Liebe? Wer in mir brauchte die Erfahrung? Wer in mir, konnte nicht anders als sich so zu verhalten?

Erkenne, dass diese Erfahrung wichtig war für deine Entwicklung um der Mensch zu werden, der du heute und in Zukunft sein möchtest.

Alles Gute,

Jutta Reinke

Wenn du deine Vergangenheit bereust, wenn du dich schämst, wenn du dein vergangenes Verhalten nicht loslassen kannst, dann melde dich gerne für ein kostenfreies Beratungsgespräch. Gemeinsam lernen wir deine Muster kennen und durchbrechen sie.

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